Die traditionelle Architektur von Mallorca

Auf Mallorca ist besonders in den Dörfern der Insel das ästhetische und traditioneller Bild der mallorquinischen Architektur erhalten geblieben. In vielen Fällen ist diese direkt in die Natur integriert und bis heute ist die Verwendung von natürlichen Materialien beliebt und ein Standard. Wesentlichen Einfluss hatten dabei die Römer.

Es ist stets normal gewesen, mit Materialien der Insel den traditionellen Stil auf Mallorca zu bilden. Berühmt sind zum Beispiel die Steinmauern, ebenso wie die Vielzahl der wilden Olivenbäume (als "Ullastre" bekannt). Der überall präsente Ölbaum ist ein Markenzeichen der Insel und findet sich auch in der Architektur wieder. Die Zäune der Grundstücke sind direkt in die Umwelt integriert und wahren so das traditionelle Bild.

In seinem Vortrag "Das Erbe der Römer in der Architektur der Insel" erklärt Miquel Ramis, was von den einstigen Bewohnern geblieben ist.

Als ein typisches Beispiel der einmaligen Architektur von Mallorca wird etwa der mallorquinische Balkon genannt. Mit dem Steinbogen fügt er sich bis heute in das Design ein, hat seine Ursprünge aber bereits bei der Bauweise der alten Römer gehabt. Damals arbeiteten sie mit Kalkmörtel, da dieser umfangreich auf der Insel vorhanden war. Die Mischung aus Ästhetik und Konstruktion führt zu dem heutigen Bild. Das Ergebnis ist eine solide Verarbeitung und eine optische Schönheit. Auch in anderen Bereichen lässt sich das Erbe Roms erkennen: Der Bau mit Lehm und Kalk, die Rohrleitungen in den Wänden oder die Einbettung in die Kreuzgänge. Einige Häuser verfügen auch noch heute über die klassischen Tonziegel, andere haben die Ziegel, die als arabische Fliesen bekannt sind, verloren. 

In zweierlei Hinsicht ist die aktuelle Architektur ein Erbe der römischen Zeit: Die Grundlage der Architektur, der Fenster, der Werkzeuge und der Formgebung, fand sich im alten Rom. Darüber hinaus gab es in der Renaissance eine Art der Wiederbelebung für das Römische. Interessant ist dabei auch der römische Bogen, manchmal als römisches Tor bekannt, der auf Mallorca häufig zu finden ist. Er stammt aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Das direkte Erbe der Römer ist also noch heute sehr stark in der Architektur Mallorcas zu finden.

Kurios ist, dass viele Dinge den Mauren zugeschrieben werden, obwohl sie eigentlich durch die Römer auf die Insel gebracht worden sind. Mallorca war eine Provinz des römischen Reiches, die immerhin den gesamten Raum des Mittelmeeres geprägt haben. Der entscheidende Unterschied ist die Basis der Architektur: Die römische Bauweise sieht den Stein als Grundlage, die maurische Bauweise den Schlamm. Selbst bei den großen Moscheen in Cordoba oder Keirouan in Tunesien fällt die römische Bauweise auf. Bis heute wird in der Architektur versucht, diese einmalige römische Bauweise zu kopieren und weiter zu verbessern.

Hinter dem Bischofspalast in Palma ist sogar ein Stück der alten römischen Stadtmauer erhalten geblieben. Einer der Wehrtürme findet sich im Schlossgarten. Auffällig sind besonders die großen Steine, die die Römer mit viel Koordination, Maschinen und vielen Sklaven an Ort und Stelle gebracht haben. Als das Reich zerfiel, fehlte die Planung und Organisation und daher wurde mit weit kleineren Steinen gearbeitet.

Die drei Grundpfeiler des römischen Gebäudes sind die Schönheit, die Nützlichkeit und die Haltbarkeit. Sie gehen immer zusammen und mussten von den Architekten der damaligen Zeit eingehalten werden. Heute wird meist mindestens eines dieser Prinzipien vergessen. Entweder es ist sehr schön, dafür aber nutzlos oder es ist sehr nützlich, dafür aber ziemlich häßlich. Für die Römer war klar, dass sie für die Ewigkeit bauen und daher kamen diese Prinzip ihrer Architektur.

Daher wurde bereits von Anfang an viel investiert, um nicht bereits nach einigen Jahren ausbessern zu müssen. Wasserleitungen, Brücken oder Bäder wurden so gebaut, dass sie über Generationen hielten, da nie klar war, wann man sich wieder um sie kümmern könnte. Das beste Beispiel dafür ist die Römerstraße, die auf Mallorca noch immer gut erhalten geblieben ist. Hier finden sich noch die echten Steine der damaligen Zeit, ebenso auf den Bergstraßen, die von den Römern mit einer ähnlichen Technik gebaut worden sind.

Heute ist der Bau solcher Projekte deutlich schneller. Man benutzt große Maschinen und viele Ressourcen, die Ergebnisse sind meist trotzdem schlecht. Alle drei oder vier Jahre müssen Dinge erneuert werden oder es ist eine konstante Wartung notwendig. Bald werden die Kosten dafür zu einer Krise für die Kommunen werden und unnötige Ressourcen verschlingen.

Vielleicht ist es an der Zeit auf Eisen und Kunststoff zu verzichten und lieber wieder zu lokalen Materialien zurückzukehren. Es ist sinnlos, wenn das Geld der Insel dafür ausgegeben wird, die Denkmäler oder Scheußlichkeiten zu erhalten - besonders wenn sie so aussehen wie der Kongresspalast. Dafür ist einfach kein Geld vorhanden.

Mallorca war einst eine landwirtschaftliche Kolonie in denen die Städte Palma und Pollenca dominiert haben. Die Betriebe haben die Produkte in die Großstädte des Reiches exportiert. Darunter etwa Trauben, Zwiebeln oder "Or'garum', eine Brühe aus fermentierten Fisch. Käse wurde auf Menorca hergestellt und auf Ibiza gab es Salz und Wacholder. Die Römer achteten dabei penibel darauf, dass die lokalen Ressourcen ausreichten, um die Menschen zu versorgen. Reichten sie für die Zahl der Menschen nicht aus, wurden einfach neue Gebiete erobert.

Das römische Recht hat über 2000 Jahre eine Struktur geschaffen, die Regelung zwischen privatem Eigentum und öffentlichen Grund deklariert und die ersten allgemeinen Rechte für Menschen geschaffen hat. Luftaufnahmen zeigen, wie die Römer schon mit der Grundlage ihrer Architektur für die Menschen sorgten. Als das römische Reich jedoch endete und das Mittelalter seinen Anfang fand, veränderte sich die Architektur völlig und die Schätze der Römer gingen verloren. Vergleichen Sie einmal selbst die unterschiedlichen Gebiete von Mallorca und erkennen Sie, wo noch heute das Erbe der Römer in der Landschaft und in der Architektur zu finden ist.