
Vorsicht beim Finca-Kauf: Unseriöse Geschäftspraktiken erkennen
Falsche Angaben im Hinblick auf die Eigentumstitel — bisweilen auch eher aus Unwissenheit denn Bosheit, weil die Spanischkenntnisse für die Feinheiten der Formulierungen in den Grundstücksurkunden fehlen — können vorkommen.
Weitere Möglichkeiten: Dem Interessenten wird vorgegaukelt, dass zur Finca mehr Land gehört, als es tatsächlich der Fall ist. Dabei wird ausgenutzt, dass es für potenzielle Käufer häufig nur schwer festzustellen ist, wo die tatsächlichen Grundstücksgrenzen verlaufen — denn dafür ist es erforderlich, sowohl sicher in der Lektüre der Eigentumsurkunden zu sein als auch die Angaben des lokalen Katasteramts korrekt zu deuten.
Ebenfalls werden mitunter falsche Angaben gemacht, was den Zugang zur Energieversorgung oder die damit verbundenen Kosten betrifft. Dies sollte daher vor einem Kauf unbedingt eingehend geprüft werden.
Sorgfältig geprüft werden sollten auch Versicherungen eines Maklers, dass Neu- oder Umbauten problemlos vorgenommen werden können. Das gilt nicht nur für den Kauf eines »leeren« Baugrundstücks, sondern eben auch beim Erwerb einer Finca. Das Alter des Objekts kann Renovierungs- und Sanierungsarbeiten erforderlich machen, für die jedoch eine offizielle Erlaubnis der Gemeinde notwendig ist. Hier gilt es zu beachten: Während einfache Renovierungen in der Regel recht problemlos zu bewilligen sind, gelten für eine Veränderung des Grundrisses insbesondere bei älteren Landhäusern strenge Auflagen. Sie sind fast nie durchzusetzen, sodass alle Änderungen nur im Rahmen der bereits bebauten Fläche erfolgen können. Bei einer guten Zusammenarbeit mit dem Gemeindearchitekten und der Vorlage eines fundierten und attraktiven Bauplans kann es gelingen, eine Erweiterung des Grundrisses um bis zu 20 % der Fläche durchzusetzen. Man sollte sich jedoch vorab nicht darauf verlassen, dass dies gelingt!
Ebenfalls ist Vorsicht geboten, wenn einige Makler die potenziellen Kosten von Renovierungsmaßnahmen schätzen: Mitunter schlagen sie zur Abwicklung Bauunternehmer vor, von denen sie Provision bekommen — diese Dienstleister erheben dem Immobilienkäufer gegenüber dann also entsprechend höhere Preise, die bis zu 10 % über dem tatsächlich gerechtfertigten Preis liegen können.
Kurz gesagt: Eine Finca auf Mallorca zu kaufen ist eine komplexe Angelegenheit, zu deren Abwicklung Sie auf die Hilfe versierter und verlässlicher Experten zurückgreifen sollten, um Schwierigkeiten zu vermeiden.
Dabei geht es häufig noch nicht einmal um unlautere Absichten von Seiten der ländlichen Verkäufer gegenüber internationalen Interessenten. Vielmehr spielt eine Rolle, dass die traditionellen Abläufe eines Immobilienverkaufs auf Mallorca zu Problemen im Hinblick auf Eigentumstitel und Grenzverläufe führen können, und dass die Regelung von Aspekten wie Renovierungen, Hypotheken sowie Energieversorgung gerade in ländlichen Gegenden mit den falschen Ansprechpartnern schnell zu einem Albtraum werden kann.
Als Faustregel gilt: Arbeiten Sie am besten mit Immobilienmaklern, die nachweislich über mindestens zehn Jahre Erfahrung am spanischen bzw. mallorquinischen Immobilienmarkt verfügen und verhandlungssicheres Spanisch in Wort und Schrift beherrschen. Für Käufe in ländlichen Gebieten wie eben beim Erwerb einer Finca gibt es zudem auf diese Regionen und Immobilientypen spezialisierte Agenten, deren Rat und Hilfe überaus wertvoll sein kann.