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Bildungswesen und Schulen auf Mallorca

Leben, wo andere Urlaub machen - das heißt für die Kinder auch, zur Schule zu gehen, obwohl andere hier Urlaub machen. Wer nach Mallorca auswandert, muss mit Veränderungen rechnen, was das Schulwesen und die Bildung angeht.

 

Eckdaten zur spanischen Schulausbildung

Schulpflicht besteht in Spanien für Kinder zwischen sechs und 16 Jahren. Die schulische Ausbildung endet in Spanien so anders als in Deutschland frühestens mit dem Abschluss der zehnten Klasse. Das heißt, jeder Schüler erhält in Spanien einen Titel, der der Mittleren Reife nahe kommt. Abschlüsse wie den deutschen Hauptschulabschluss gibt es nicht. Während in Deutschland ein dreigliedriges System aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium besteht, gibt es in Spanien ausschließlich Gesamtschulen. Wohingegen private Schulen die Eltern kosten, sind die öffentlichen Schulen kostenlos und werden von rund 70 Prozent der Bevölkerung bevorzugt. Das spanische Schul- und Bildungswesen gliedert sich in Vorschulwesen, Grundstufe, Sekundärstufe I und die Berufsausbildung oder Universität auf. Das Vorschulwesen beginnt ab einem Alter von drei Jahren und ist nicht verpflichtend. Die freiwillige Ausbildung erfolgt in Horten und Kindergärten. Anders als in Deutschland erlernen die Kinder in der Vorschule bereits die Grundlagen des Lesens und Schreibens.

Private, halbprivate und öffentliche Schulen auf Mallorca

Die Schulbildung an öffentlichen, staatlichen Schulen ist in Spanien kostenlos. Das gilt in der Regel auch für außerschulische Aktivitäten, deren Kosten meist die Gemeinden tragen. Neben staatlichen Schulen gibt es auf Mallorca aber auch private und halbprivate Schulen, deren Trägerschaft meist die Kirche ist. Diese Schulen sind nicht kostenlos. Halbprivate Institutionen sind ehemalige Privatschulen und erheben meist noch immer ein zwar geringes, aber monatliches Schulgeld. Sie unterscheiden sich stark in ihren Angeboten. Die außerschulischen Aktivitäten sind in der Regel vielfältiger, als bei öffentlichen Schulen. Für dieses Mehr an Aktivitäten wird meist ein monatlicher Beitrag von rund 30 Euro verlangt. Die privaten Schulen kosten am meisten und sind wegen ihrer kleineren Klassen, ihrem leistungsorientierten Angebot und dem Umfang ihrer außerschulischen Aktivitäten beliebt. Oft müssen Schüler hier bis zur Oberstufe eine Schuluniform tragen. Für die außerschulischen Aktivitäten berechnen Privatschulen oft einen Monatsbeitrag von 50 Euro. Der Gesamtmonatsbeitrag liegt zwischen 250 und 800 Euro. Da man in Spanien das Recht auf freie Schulwahl hat, kann sich grundsätzlich jeder an einer privaten oder halbprivaten Schule bewerben. Weil die Plätze hier aber begrenzt sind, erfolgt die Auswahl der Schüler nach einem strengen Punktesystem. In allen spanischen Schulen müssen mindestens 50 Prozent des Unterrichts in Katalanisch stattfinden. Öffentliche Schulen entscheiden sich oft für das Katalanische als ausschließliche Unterrichtssprache.

Grundstufe und Mittelstufe der mallorquinischen Schulausbildung

Ob über eine private, halbprivate oder öffentliche Schule: Die Grundstufe der Schulausbildung ist auf Mallorca verpflichtend. Sie umfasst sechs Jahrgangsstufen und vermittelt Allgemeinwissen im Lesen, Schreiben und Rechnen. Nach sechs Jahren wechselt der Schüler in die Mittelschule, wo seine gesammelten Kenntnisse vertieft werden und zusätzlich eine Fremdsprache unterrichtet wird. Im Regelfall ist diese erste Fremdsprache das Englische. Der Abschluss der Mittelschule entspricht in etwa der Mittleren Reife. Eine andere Möglichkeit ist die Teilnahme an einem Sozialen Garantieprogramm für Jugendliche zwischen 16 und 21, das den Teilnehmern über Praktika bei der Berufsorientierung hilft und sie direkt auf eine Ausbildung oder weiterführende Beschäftigung vorbereitet.

Die spanische Sekundarstufe zwei entspricht der gymnasialen Oberstufe

Wer die Sekundarstufe I abgeschlossen hat, kann auf einer weiterführenden Schule an der Sekundarstufe II teilnehmen und entweder einen künstlerischen, naturwissenschaftlichen, geistes- und sozialwissenschaftlichen oder technologischen Zweig abschließen. Je nach Wahl des Zweigs und Trägerschaft der Schule kommen als zusätzliche Fremdsprachen Deutsch oder Französisch, seltener auch Griechisch und Latein hinzu. Nach dieser zweijährigen Schulbildung erhält der Schüler den Abschluss Bachillerato, der mit dem deutschen Abitur vergleichbar ist und zur Hochschulausbildung befähigt. Dieser Abschluss wird in Deutschland mittlerweile als Abitur anerkannt und berechtigt auch dort zum Studium. Die Abschlussnote wird ins System der jeweiligen Institution umgerechnet, wobei oft ein zusätzlicher Deutschtest von der Universität verlangt wird.

Berufsbildende Schulzweige auf Mallorca

Für Absolventen der Sekundarstufe I sowie Absolventen des berufsbildenden Schulzweigs bietet sich auf Mallorca neben dem Bachillerato noch eine zweite Weiterbildungsmöglichkeit. Diese Option entspricht dem Formación profesional und dauert ebenfalls zwei Jahre. Absolventen erhalten den Titel Técnico, der führ eine fachspezifische Berufsbildung steht. Der Abschluss ermöglicht die berufliche Erstausbildung und ist in die Formación Profesional de Grado Medio und die Formación Profesional de Grado Superior unterteilt, was der mittleren und höheren Berufsbildung entspricht. Für den höheren Berufsbildungszweig muss der Absolvent zuvor allerdings den Bachillerato-Titel erworben haben. Anders als die deutsche Berufsschule ist diese Ausbildung nicht an die betriebliche Berufsausbildung gebunden.

Die universitäte Ausbildung in Spanien

Mit dem Abschluss der Sekundarstufe II ist dem Absolventen der Zugang zu einer Universität möglich. Der Bewerber nimmt an einem Zugangstest teil, der sich bis zu dreimal wiederholen lässt. Die Gesamtnote des Zugangstests wird mit der Abschlussnote der Schule verrechnet und ergibt so die Hochschulzugangsnote, die den Hochschulen bei der Besetzung freier Plätze als Auswahlkriterium dient. Die universitäre Ausbildung erfolgt in Spanien in insgesamt drei Zyklen. Der erste Zyklus schließt mit einem qualifizierten Abschluss berufsqualifizierenden Charakters. Wer diesen Zyklus abgeschlossen hat und weiter studieren möchte, nimmt an einem Übergangskurs teil. An diesen Kurs schließt sich der erste Abschnitt des zweiten Zyklus an, der dem deutschten Grundstudium entspricht und an den Facultades oder Escuelas Técnicas Superiores erfolgt. Dieser Abschnitt dauert drei Jahre und schließt mit einem akademischen Titel, der entweder einem Diplomado, einem Arquitecto oder einem Ingeniero entspricht. Im anschließenden Abschnitt des zweiten Zyklus findet das Hauptstudium statt. Diese universitäre Hauptausbildung dauert bis zu drei Jahren. Absolventen erhalten akademische Grade wie den des Licenciado, des Ingeniero, oder des Superoir. Im dritten Zyklus der universitären Ausbildung erhält der Absolvent nach weiteren zwei Jahren Studium den Doktorgrad und darf fortan als Hochschullehrer aktiv sein.

Das wichtigste Vokabular zum spanischen Schulsystem

  • Escoleta: ähnlich einer Krippe für Kinder zwischen einem und drei Jahren, kein Teil des öffentlichen Schulsystems
  • Educación primaria: verpflichtende Grundschulzeit zu sechs Jahren
  • Educación secundaria obligatoria (ESO): verpflichtende Mittelschulzeit zu vier Jahren
  • colegios concertados: kostenpflichtige Privatschulen
  • colegios públicos: kostenlose staatliche Schulen
  • actividades extraescolares: außerschulische Aktivitäten
  • Bachillerato: weiterführende Wahlausbildung zu zwei Jahren, vergleichbar mit der Oberstufe deutscher Gymnasialausbildung, Abschluss entspricht gleichnamigem Titel und Befähigung zum Hochschulzugang
  • Formación profesional: zweijähriger, berufsbildender Schulzweig, vergleichbar mit der deutschen Berufsschule
  • Técnico: Abschluss der formación profesional
  • Formación Profesional de Grado Medio: mittlere Berufsbildung zur Vorbereitung auf die berufliche Erstausbildung, Grundstufe des formación profesional
  • Formación Profesional de Grado Superior: höhere Berufsbildung zur Vorbereitung auf die berufliche Erstausbildung, weiterführende Stufe des formación profesional, die nur Absolventen des bachillerato offen steht
  • Escuelas Universitarias: Institution für den ersten Zyklus der Universitätsausbildung
  • Selectividad: dreitägiges Testverfahren spanischer Universitäten
  • Diplomado: berufsqualifizierender Abschluss der Escuelas Universitarias
  • Curso puente: Übergangskurs zur Teilnahme am zweiten Zyklus der universitären Ausbildung
  • Facultades/Escuelas Técnicas Superiores: universitäre Institutionen für das dreijährige Grundstudium

 

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