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Städtemodell und Ferienvermietung

Ist die kurzzeittige Vermietung von Touristenunterkünften im Rahmen der so genannten „Sharing Economy“ mit dem Städtemodell, das wir uns wünschen, vereinbar?

Zunächst haben wir es mit einem vermeintlichen Zusammenprall zwischen den seit jeher dämonisierten Hotelgesellschaften und der Idee der geteilten Nutzung von ganz oder teilweise ungenutzten Ressourcen ("Sharing Economy") zu tun, ausgelegt als absolute Freiheit, private Eigentumswohnungen tageweise zu vermieten.

Doch seien wir ehrlich, das ist keine Sharing Economy: vor allem dann nicht, wenn diese als Wirtschaft definiert wird, die es Einzelnen oder Gruppen ermöglicht, aus der Nutzung unausgeschöpfter Vermögenswerte eine Erwerbstätigkeit zu entwickeln. Die Sharing Economy muss einige grundlegende Parameter erfüllen.

Diese sind im Falle von Wohnungen: Teilvermietung (keine Vermietung der gesamten Wohnung), vereinzelte und gelegentliche Vermietung und Vorliegen einer sozialisierenden Komponente, indem die Unterkunft mit den Eigentümern geteilt wird. Zudem ist Sinn und Zweck der Sharing Economy, die das Ausüben von als unternehmerisch einzustufenden Aktivitäten eben nicht schützt, die Vermittlung einer Kultur der effizienten Nutzung von Gütern und Produkten und nicht die Spekulation mit diesen.

Wenn wir jedoch von Tourismusunterkünften sprechen, sehen wir uns in der Realität Eigentümern gegenüber, die direkt oder über Onlineportale oder Makleragenturen zu echten Profis in der Vermietung von einer, mehreren, Dutzenden oder Hunderten von Immobilien geworden sind. Geltende Gesetze werden dabei dreist missachtet, Prüfungen und Kontrollen umgangen, alles unter Berufung auf das vermeintliche Recht, wonach ein jeder mit seinen Immobilien und Vermögenswerten machen kann, was er möchte.

Laut dem Internetportal Inside Airbnb (Karte von Mallorca mit eingezeichneten Ferienvermietungen) erfüllen von den ca. 11.200 von Airbnb auf Mallorca angebotenen Unterkünften nur 14 % die Anforderungen der Sharing Economy; die übrigen 86 % sind vollständig vermietete Immobilien, bei denen es aussieht, als würden mit dem Eigentümer nur Anschrift, Telefonnummer, Schlüssel und die Kreditkartennummer „geteilt“. Und es scheint nicht so, als handele es sich dabei nur um gelegentliche Einzelfälle. 66,9 % der Immobilien gehören Eigentümern, die eine oder mehrere Immobilien besitzen (manche von ihnen treten mit mehr als 500 Immobilien auf der Insel in Erscheinung), und ihre durchschnittliche Verfügbarkeit zur Vermietung liegt bei 300 Tagen pro Jahr, was beweist, dass sie ausschließlich „touristisch“ vermieten.

In weiteren Artikeln werden wir den geltenden Vorschriften in diesem Gebiet näher auf den Grund gehen, die meiner Meinung nach ausreichend sind, um diese Geschäfte zu kontrollieren. Anstatt Immobiliennetze zu fördern, die auf reiner Spekulation beruhen und sich jeglicher Kontrolle entziehen, sollten wir zunächst einmal die Folgen für das Städtemodell bewerten, das wir uns wünschen, und auf Geschäftstätigkeiten setzen, die zeitlich nachhaltig sind und Arbeitsplätze schaffen. Das lässt sich heutzutage nur schwer mit der rechtswidrigen Vermietung von Wohnungen vereinbaren, auch dann nicht, wenn dies unter dem Deckmantel der Sharing Economy geschieht.

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